Hast du einen Lieblingsplatz? Einen Platz, an dem du ganz du selbst sein kannst? An dem du dich sicher fühlst? An den du dich vielleicht verkriechst, wenn es gerade nicht so prall läuft?
Bei mir ist dieser Ort mein Schreibtisch. Besser: unter meinem Schreibtisch.? Da sitze ich, wenn ein Coaching sehr intensiv war. Wenn ein wichtiger Call ansteht. Wenn ich mir über etwas klar werden muss. Oder ich eine Pause brauche. Es ist mein Safe Space ?, an dem ich mich wirklich wohl fühle.
Einmal – ist noch gar nicht so lang her – habe ich mich dahin verzogen, weil Laura und ich eine neue Podcast-Folge brauchten. Das an sich ist ja jetzt nichts Besonderes. Wir nehmen schließlich regelmäßig neue Folgen für unseren Business-Schnack-Podcast MOIN um NEUN auf. Mittlerweile gibt es da schon über 250 Folgen zu den Themen:
➡️ Verkaufen,
➡️ Business-Aufbau,
➡️ Mindf*cks,
➡️ Skalierung,
➡️ Preisgestaltung,
➡️ Angebotserstellung,
➡️ Struktur im Business,
➡️ usw.
Neu war aber, dass wir zwölf Stunden vor der Ausstrahlung gar keine Folge hatten ?. Nichts war aufgezeichnet. Kein Thema festgelegt. Laura war in dem Moment Speakerin auf einem Event – und ich also etwas ratlos unter meinem Schreibtisch.
Was war passiert? Die Folge war uns einfach durchgeflutscht. Denn eigentlich haben wir einen Zeitplan für unseren Podcast. Interviews sind auf Monate im Voraus gebucht, bei den Laura & Gretel-Folgen immer gleich mehrere Folgen aufgenommen und eingeplant. Aber in dieser Woche hatten wir es zwischen Coffee Speed Networking, SMASH IT! Mastermind und unseren ganzen Einzelprojekten einfach vergessen. Tja – und auch das passiert im Business, obwohl es nach außen manchmal ganz anders aussieht. Es läuft halt auch bei uns nicht immer alles easy peasy.
Nun saß ich also da und dachte: „Okay, was machst du jetzt?“ Ich hatte die Kinder gerade ins Bett gesteckt. Sie stritten noch. Die Chance, dass sie mitten in die Podcast-Aufnahme reinplatzen würden, stand bei fifty fifty. Außerdem war ich müde. Es war ein langer Tag und ich wusste auch gar nicht so richtig, worüber ich reden sollte.
Aber die Folge ausfallen lassen? – Sofort ging mir ein Spruch durch den Kopf, den mir vor zehn, 15 Jahren irgendein Sales-Trainer mal gesagt hat: “When you learn how to quit it becomes the habit“. Also: Wenn du erst mal anfängst aufzugeben und Ausnahmen zu machen, dann wird es eine Gewohnheit – und du machst das ständig.
Diese Gedanken kenne ich bestens. Ich habe so oft in diesem Mindset gelebt:
➡️ Du musst dranbleiben.
➡️ Du musst etwas leisten, etwas machen.
➡️ Aufgeben ist nicht.
Und mittlerweile weiß ich, dass dieses „Leisten müssen“ richtig tief in mir verankert ist. In mir, aber eben auch in Vielen von uns. (Nicke jetzt, wenn du das auch kennst ?)
In diesem Moment unterm Schreibtisch habe ich wirklich überlegt, einfach keine Folge aufzunehmen. Aus Protest. Gegen das „Leisten müssen“. Gegen den Druck, jetzt abzuliefern. Aber ein Protest, den Keiner wirklich mitkriegt – der hilft nicht weiter. Und ein Thema ansprechen, indem man nicht darüber spricht? Well, zumindest mal ne Herausforderung, würde ich sagen.
Also habe ich die Folge aufgenommen. Zwölf Stunden vor ihrer Veröffentlichung. Unter meinem Schreibtisch sitzend.
❌ ohne Thema.
❌ ohne Skript.
❌ ohne Fahrplan.
✅ Aber mit einer Botschaft. Welche das war, ist mir in dem Moment selbst erst so richtig klar geworden:
Egal, was du auf Websites, Events, Social-Media-Kanälen oder in Challenges siehst – es ist alles eine Art Fassade. Das kann natürlich eine möglichst authentische, echte Fassade sein. Aber die unzähligen Versuche für das perfekte Reel, die drei verpatzten Anläufe für das Interview oder eben die – fast – verpeilte Podcast-Folge: All das siehst du nicht. Aber es gibt sie. Und Jede/r hat sie. Garantiert.
Auch Laura und mir ist immer wichtig, uns als die Menschen zu zeigen, die wir sind. Aber: Natürlich zeigen wir uns vor allem in den Momenten, in denen es uns gut geht. In denen wir uns selbstbewusst fühlen. In denen wir etwas zu sagen haben.
Aber in dieser Situation – da unter meinem Schreibtisch, an meinem Safe Space ? – da war ich verletzlich. Da habe ich mich nicht gut gefühlt. Weil ich müde war. Weil uns die Podcast-Folge durchgegangen war. Weil ich keinen Plan hatte. Und weil sich ganz tief in meinem Inneren eine Stimme meldete, die mir zuflüsterte: Gleich merkt sowieso jemand, dass du nicht weißt, was du da tust. Dass du generell keine Ahnung hast. Dass du allen was vorspielst. Yes, der altbekannte Imposter-Monkey tanzte hardcore Macarena auf meinen Schultern!
Trotzdem habe ich die Folge aufgenommen. Weil ich ein paar Dinge deutlich machen wollte und die möchte ich nun auch dir mitgeben:
- Es ist nicht immer alles easy peasy, auch wenn es vielleicht so aussieht.
- Du kannst immer eine Entscheidung treffen. Ich habe mich für die Podcast-Folge entschieden – aber auch dafür, mit Laura zu reden und eine Sommerpause einzulegen. Weil es sich so getrieben anfühlte und das wollte ich nicht mehr.
- Zeig dich, wie du bist. Wenn du magst, rede über die Struggles, die du hast. Vielleicht hilft es dir – mit Sicherheit hilft es und jemand anderem.
- Sei nicht so hart mit dir selbst. Es ist krass, was du und wir alle jeden Tag leisten. Perfektionismus ist da fehl am Platz.
- Wenn du einen Fehler machst: Lach darüber und lern daraus.
Also ja: The famous struggle is real. Aber wir sind damit nicht allein. Und das können ruhig auch mal alle sehen – oder hören. ? Wenn du magst, spring direkt rüber zu einer der ehrlichsten, echten und spontansten Podcast-Folgen von Moin um Neun.